20 Schüler in einem Raum, viele Fragen, Kichern, Stühle rücken, allgemeine Unruhe – schon für normal Hörende ist die Geräuschkulisse eines Klassenzimmers oft eine Herausforderung. Kinder mit Hörminderung stellt die Situation vor eine schier unlösbare Aufgabe. Bereits heute kommen an manchen Schulen daher spezielle Audiosysteme zum Einsatz. Doch eben nicht an allen, an denen sie sinnvoll wären. Neue Technik macht es möglich, Schülern individuell zu besserem Hören zu verhelfen.
Die Stimme des Lehrers direkt aufs Ohr
Drahtlose Mikrofone sorgen dafür, dass Kindern mit einem Hörgerät nicht nur die Stimme der Lehrkraft direkt aufs Ohr gesendet wird, sondern auch die der Mitschüler. Störende Hintergrundgeräusche werden dabei automatisch herausgefiltert. So fällt es den Kindern leichter, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Führend in dieser Technik ist unter anderem der Hersteller Phonak. Er hat sich mit seiner Plattform „Roger“ auf Hörlösungen u.a. für Kinder spezialisiert. Unabhängig davon, wo sich die Lehrkraft im Klassenzimmer befindet, lässt sich ihre Stimme über kleine Ansteck-Mikrofone übertragen. Bei Gruppenaufgaben kann es einfach auf den Tisch gelegt werden und erfasst dann automatisch die Stimmen der daran sitzenden Schüler.
Wird in größeren Runden diskutiert, kann ein kleines Handmikrofon entweder herumgegeben oder mit einem Tischstativ aufgestellt werden. „Weil das Thema Multimedia im Klassenzimmer eine immer größere Rolle spielt, war es außerdem nötig, auch hier Lösungen für Kinder mit einer Hörminderung zu entwickeln“, erklärt Martin Lützen, Leitung Roger beim Hersteller.
Entlastung auch für Kinder mit normaler Hörschwelle
Weniger Ablenkung – das bedeutet auch für normal hörende Kinder oft besseres, leichteres Lernen. Denn Unruhe im Klassenraum beeinträchtigt ihr Konzentrationsvermögen ebenfalls. Besonders Schüler mit Aufmerksamkeitsstörungen können von Roger profitieren. Die Wireless-Technik bringt die Stimme der Lehrkraft nah ans Ohr – Distanzen und Nebengeräusche werden effektiv überbrückt. Studien zeigen, dass so das Sprachverständnis um bis zu 53 Prozent verbessert werden kann. Entwickelt wurden die Geräte ursprünglich, um Kindern mit Auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) oder Autismus-Spektrum-Störung (ASS) das Lernen zu erleichtern. Jetzt zeigt sich, dass auch Kindern mit leichten Lern- oder Konzentrationsschwierigkeiten damit geholfen werden kann. Weitere Informationen gibt es unter phonak.de. (djd).
Lernschwierigkeiten: Ab zum Hörtest!
(djd). Lernschwierigkeiten gerade in den ersten Schuljahren haben in vielen Fällen eine sehr naheliegende Ursache: eine unerkannte Hörminderung. Studien zufolge ist fast jedes fünfte Kind davon betroffen. Häufig handelt es sich um erworbene Hörminderungen, die zum Beispiel die Folge wiederholter Mittelohrentzündungen sein können. Der Ohrenarzt stellt fest, ob ein Hörverlust vorliegt. Ist das der Fall, sollten Eltern einen Hörakustiker aufsuchen, der sich auf Kinderohren spezialisiert hat. Adressen gibt es zum Beispiel unter phonak.de.